top of page

Kritik

Kritik zur Ausstellung in der Galerie ArteSol am 15. September 2015 in Solothurn

«Der Mensch – vom Ich zum Sein»

Der Mensch! Der Mensch in seiner Emotionalität ist das bildbestimmende Thema der jungen Künstlerin Julia Moniewski. Der Mensch als Ausdruck und Verkörperung vielfältiger Emotionen und Gefühle, vor allem aber eigener Erfahrungen und Empfindungen, persönlicher Geschichten und innerer Welten, denen sie ein Gesicht, einen Körper und damit einen Augenblick der Betrachtung und des Innehaltens verleiht. Denn letztendlich erzählt Julia Moniewski mit diesen Stimmungs- und Seelenbildern immer auch Geschichten. Geschichten über sich und damit über den Menschen, beschreibt mit ihrer ganz eigenen malerischen Position die Facetten menschlicher Gefühlsmomente: die Einsamkeit, die Zerrissenheit, die Zerbrechlichkeit, aber auch das Erotische und Sinnliche, die Ausstrahlung eines weiblichen Körpers, die Schönheit und die Wildheit, ja das Widerständische der Frau, aber auch Zorn, Energie, verträumte oder heftige Gefühlsregungen – und natürlich die Malerei, die man durchaus als  «Fundament des Menschlichen» verstehen kann – als ihr Kraftort.

Julia Moniewski, 1985 in Polen geboren, lebt seit fünf Jahren in der Schweiz, seit zwei Jahren im Kanton Solothurn und seit einem Monat in der Stadt Solothurn, kann neben dem Architekturstudium auf eine profunde, musische Ausbildung zurückblicken. Sie absolvierte das Gymnasium für Kunst und Musik, besuchte später neben dem Studium zahlreiche Zeichen- und Malkurse wie zum Beispiel der Mensch im Figuren- und Aktzeichnen, in der Malerei, perspektivisches und gegenständliches Zeichnen,  Ölmalerei und Kopfzeichnen. Künstlerische Studien, die sich sichtbar in ihrer Bildwelt niederschlagen.

Julia Moniewski nennt Tamara de Lempicka, die legendäre polnische Malerin des Art Déco, als Inspirationsquelle. Es war auch die malerische Auseinandersetzung mit Tamara de Lempicka, die sie zu den nun grossformatigen Bildern in Öl und Acryl geführt hat. Doch Julia Moniewski hat ihren eigenen Stil entwickelt. Zwar mögen gewisse Posen und Haltungen, die Interpretation der Mienen und die Art der speziellen Porträts an Tamara de Lempicka  erinnern. Aber im Gegensatz zur Lempicka, die eine kühle ästhetisierte Sachlichkeit mit einer eigenartigen Sinnlichkeit und gewissen kubistischen Anklängen kombiniert, da lebt Julia Moniewski in ihren Bildern eine expressive wie expressionistische Intention aus. Die nur vordergründige Ästhetik ihrer Menschen ist eine eigenwillig-brüchige, die Emotionalität wirkt in und aus den markanten Farben –   Grün, Blau, Gelbtöne, Rot – im dramaturgischen Kontrast und in raffiniert durchmischten Nuancen. Im Wechselspiel dieser Farben und dieses energisch sich vernetzenden Farbauftrages formen sich aus Licht und Schatten die Körper, Gesichter, Attitüden; sie erzählen von Liebe, Distanz, Angst, Stolz und Verletzlichkeit. Hier braucht es keine Zeit, keinen Raum, keine Dekors: Die Geschichten und Momente stehen für sich.

Julia Moniewski malt nach Modell, entsprechenden Fotos oder aus eigener Imagination. Ihre farbintensiven Werke strahlen eine energiegeladene Intensität und «persönliche» Intimität aus. Man kann im wahrsten Sinne des Wortes von einer Verkörperung der Gefühle sprechen, wenn sie ihre meist jungen und schönen Menschenbilder, unter der Wucht des Pinselstriches und der eigenen Empfindungen/Stimmung modelliert, nahbar werden lässt: Der Mann allein im Restaurant, zwei Gläser verweisen auf die letzte Hoffnung auf Gesellschaft; die junge Frau, sich ganz ihrer Sinnlichkeit bewusst, die kämpferische junge Blondine, die trotz der Nacktheit eine starke «Wölfin» ist, die Gefühlswelt, das ist eben eine «Reise nach Innen». Ja, Julia Moniewski zeigt trotz aller «kämpferischer» Melancholie, die ihren Bildinhalten zu eigen ist, dass die «Kraft von innen kommt» – und der Mensch immer auch ein sinnliches, emotionales Wesen ist.

Eva Buhrfeind, September 2015

bottom of page